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  1. Gedankenwirbel/

Lichtschutzfaktor Selbstüberschätzung

·8 min

Hallo lieber Mensch!

ich freue mich sehr, dich hier begrüßen zu dürfen. In diesem Artikel geht es um eine Sache, die wahrscheinlich schon jeder Person passiert ist. Zumindest durfte ich schon mehr als einmal dank meines blinden Optimismus leiden und unter einer dicken Aloe Vera After Sun Schicht die glühende Haut abkühlen. Dabei bin ich eigentlich fast immer davon überzeugt, dass ich mich oft genug eingecremt habe. Statistisch ist es nicht immer wahr in meinem Fall. Geht es dir auch manchmal so mit der schonungslosen Sonne? 😎😎

Was ist ein Sonnenbrand #

Die Naturwissenschaftler definieren den Sonnenbrand als eine Verbrennung der Haut, die durch die exzessive Einwirkung der UV-Bestrahlung hervorgerufen wurde. Das sind soweit keine schockierenden Neuigkeiten.

Wie bei allen Späßen im Leben gilt auch hier: wer sich hier unachtsam und ungeschützt gehen lässt, hat mit den Konsequenzen zu tun.

Ich habe einige wissenschaftliche Publikationen dazu durchgelesen und vieles hat mich sehr überrascht und, ehrlich gesagt, erschrocken. Mir war bis dahin nicht klar, dass ein Sonnenbrand auch dysfunktionale DNA-Modifikationen bedeutet (2). Ich musste außerdem öfter darüber nachdenken, dass in meiner Kindheit in meiner Heimat die Sonne und das Sonnenbaden eher als was gesundheitsförderndes angesehen wurde und ich als Kind öfter ohne jeglichen Schutz in der prallen Sonne rumhüpfen dürfte. Immerhin wurde mir öfter ein Hütchen aufgesetzt. Heutzutage kann ich mir irgendwie nicht vorstellen, dass jemand noch diese Ansichten vertritt und die Kinder bewusst ohne Sonnencreme und andere Schutzmaßnahmen lange in die Sonne setzt… Zumindest hoffe ich dies ganz stark.

Ein bisschen Physik #

Das ultraviolette Licht besteht unter anderem aus UVA- und UVB-Strahlen. Interessant ist in diesem Kontext, was sie denn eigentlich in unserer Haut bewirken. Es handelt sich generell um den für uns unsichtbaren Lichtbereich und wir können mit dem bloßen Auge natürlich die Strahlen nicht unterscheiden. Die UVA-Strahlen haben eine Wellenlänge von 320-400 nm. Diese Strahlen sorgen für die Veralterung und Faltenbildung der Haut. Sie induzieren das Bilden von reaktive Sauerstoffspezies (“Sauerstoffradikale”). Die UVB-Strahlen liegen im Bereich von 280-320 nm. Sie sorgen dafür, dass unsere DNA geschädigt werden kann. Sie sind kürzer als UVA-Strahlen und dafür energetisch viel stärker. Sie sind so stark, dass durch deren Einwirkung einige DNA-Abschnitte untypische Verbindungen verknüpfen können und damit deren geordnete Strukturen durcheinanderbringen (1). Unser Körper schafft es im Normalfall, diese mutierten Verknüpfungen größtenteils zu reparieren. Dabei werden solche Elemente wie Prostagladine und reaktive Sauerstoffspezies (“Sauerstoffradikale”) freigesetzt. Dem folgen Vasodilatation (Blutgefäßerweiterung), Ödem (Schwellung), Schmerz - anders gesagt, die Haut wird rot, geschwollen und schmerzt (1).

Hier schon mal ein kleines Fazit: es ist wichtig darauf zu achten, dass beim Sonnenschutz beide Arten von den Strahlen weg filtert, weil du deine Haut nicht nur von Hautalterung, sondern von möglichst vielen schädlichen Sonnen-Einwirkungen schützen solltest.

Was ist denn so dramatisch an einem Sonnenbrand? #

Die Konsequenzen #

Ziemlich lange war ich der Überzeugung, dass hin und wieder zu viel Sonne zwar unangenehm sein kann und die Röte und Schmerzen das einzige Problem sind. Leider sind die angestoßenen Prozesse komplexer und oft langfristiger, als es mir bewusst war. Ich möchte dir dieses Wissen natürlich nicht vorenthalten und dich mit auf die Reise durch unangenehme Wahrheiten mitnehmen. Warum? Ich finde das ungerecht, dass viele Menschen durch unterschiedliche Modetrends oder Unwissenheit ihre eigene Haut der unermüdlichen Sonnenstrahlen aussetzen. Als Beispiel, die Anzahl der Hautkrebserkrankungen steigt stetig und wiederholende Sonneneinwirkung trägt maßgeblich zum Erhöhen des Hautkrebs Risikos bei (1).

Hier ist eine kleine schockierende Übersicht von dem, was zu viel Sonne in der Haut auslösen kann:

  • Große Veränderungen finden in allen Hautschichten statt. Besonders in Epidermis und Dermis
  • Photoaging: insbesondere von Interesse für Personen, die auf ihr äußeres Erscheinungsbild achten
  • DNA Mutationen, teilweise irreparable
  • Immunsuppression, als Ergebnis von hochtourigen Vorgängen, die in der Haut stattfinden
  • Photocarcinogenesis: ein Bündel von genetischen Veränderungen, die aufgrund der Modulation des Immunsystems Hautkrebs herbeiführen (3)

Mehr Details: #

Die Körperreaktionen auf einen Sonnenbrand können in mehrere Phasen unterteilt werden.

  • Kurzfristigen Reaktionen (die ersten Stunden nach Sonnenbrand):

    • Hautrötungen: Haut wird dunkler. Das ist ein Schutzmechanismus, der dazu dienen soll die epidermale basale Zellen zu schützen (2)
    • Ödeme (Schwellungen) in den ersten 24 Stunden
    • Vergrößerung von Endothelzellen (endothelial cell enlargement) tritt nach 30 min bis 72h nach dem Sonnenbrand auf. Der Höhepunkt ist bei 24h (3). Vergrößerung von Endothelzellen kann zu Ödemen, gestörte Barrierefunktion und Beeinträchtigung des Blutflusses
    • DNA Veränderungen, die zu DNA Mutationen führen können, falls sie nicht vollständig repariert werden. (2). Irreparable Zellen werden zerstört
    • Unterdrückung des Immunsystems (2)
  • Mittelfristigen Reaktionen (24-48h nach dem Sonnenbrand):

    • Chronische Sonnenbrände fordern epidemische und dermische mitotische Aktivität, was zur Hyperplasie in den Hautschichten führt. Denkst du gerade “Was zum Teufel bedeutet dieser Satz?” :) Einfacher gesagt: Längere Sonnenbrände führen dazu, dass die Hautzellen sich stellenweise übermäßig vermehren, was zu Hautverdickung führt. Dies kann zu Hautunebenheiten und Vernarbungen führen. Dazu werden die DNA- und RNA-Moleküle vermehrt synthetisiert, um die geschädigten DNA-Strukturen zu reparieren. Im Normalfall, wenn man nicht weiter der starken Sonne ausgesetzt wird, normalisieren sich Körperprozesse nach 1-2 Wochen. (2) Und die Haut wird wieder dünner
  • Langfristige Reaktionen (ab 72h nach dem Sonnenbrand):

    • Lange und wiederholte Sonnenbäder führen schrittweise zur Verschlechterung der Hautstruktur und Hautfunktionalität, das ist das Ergebnis der kumulativen DNA-Schäden und Entzündungen der Haut durch die Sonnenbrände (2). Genau das kann zu Hautkrebs führen.
    • Langfristig führt die kontinuierliche Sonneneinstrahlung auch zur Hautalterung (Photoaging) (2). Symptome, die das begleiten, sind folgende:
      • Trockenheit
      • uneinheitliche Pigmentierung (Sommersprossen, Pigmentflecken, etc.)
      • Faltenbildung
      • Elastose
      • Teleangiektasien (sichtbare und irreversible Kapillarerweitungen der Haut).

Nachbehandeln #

Eigentlich kann man nur versuchen, die oberflächlichen Symptome zu lindern. Man muss zugeben, die meisten Sonnenbrände heilen von alleine ab, es sei denn man hat eine wirklich schlimme Verbrennung auf der Haut, mit Pusteln oder Ähnlichem, dann sollte man ohnehin einen Arzt aufsuchen. Solange das nicht der Fall ist, kann man die Haut beim Regenerieren unterstützen und unangenehme Begleiterscheinungen lindern. Ist man schon betroffen, sollte man die Sonne meiden und nicht noch mehr die Haut mit der Sonne stressen

  • Bei Schmerzen können helfen nicht-steroidale Entzündungshemmer (abgekürzt NSAR oder NSAID im Englischen). Sie wirken schmerzlindernd, fiebersenkend und entzündungshemmend – ohne Kortison (daher „nicht-steroidal“). Ein wichtiger Hinweis hier - dies ist keine Schmerzmittelempfehlung! Das solltest du bitte mit einem Arzt oder Apotheker besprechen.
  • Viel Wasser trinken, um die Dehydrierung vorzubeugen
  • Aloe vera Gel oder After-Sun-Lotion, keine anästhetische Cremes
  • Kühles kolloidales Hafermehl zur Beruhigung der Haut. Es handelt sich hierbei um kolloidales Hafermehl ist fein gemahlener Hafer, der in Wasser gelöst wird. Es wirkt beruhigend, entzündungshemmend und hilft bei Juckreiz oder Hautreizungen.

Vorbeugen ist immer besser #

und vernünftiger, aber nicht immer realistisch. Die Vorfreude auf eine schöne gleichmäßige Bräune und einen schönen Tag am Strand mit leichter Brise können uns sehr schnell verführen und zum Unterschätzen der Sonnenstärke führen. Es ist natürlich ein schleichender Prozess und das bittere Ergebnis merkt man meistens dann, wo es schon unumkehrbar ist.

Es gibt mehrere Faktoren, die die Hautreaktion verstärken können, die Haut empfindlicher machen oder das Immunsystem abschwächen können. Das kann dazu führen, dass die Haut schneller und stärker verbrennt. Dauer und Intensität der UV-Bestrahlung sind entscheidend – nicht jedoch die Art der Lichtquelle: Ob das UV-Licht aus natürlicher Sonne oder einer künstlichen Quelle stammt, ist für die Hautreaktionen unerheblich (1).

Diese Faktoren solltest du kennen, um deine Haut wirksam zu schützen (1):

  • die Stärke der Strahlung bei der Tageszeit zwischen 10 Uhr morgens und 4 Uhr Nachmittags ist am stärksten
  • die reduzierte Ozonschicht (Ozone depletion) lässt mehr Strahlen durch in den hohen Höhen, z.b. in den Bergen, ist die atmosphäre Schutzschicht dünner
  • ein klarer Himmel bedeutet auch mehr Sonne

Diese Faktoren machen deine Haut empfindlicher:

  • manche Hautprototypen brauchen besonders viel Schutz. Hiermit ist die Klassifizierung nach Fitzpatrick gemeint, insbesondere sind die Hauttypen I bis III gefährdet. Eigentlich ist es recht einfach: je weniger Melanin in der Haut vorhanden ist, desto weniger gut kann die eigene Haut die UV-Bestrahlung blockieren (1). In dem Sinne sind die rothaarigen Menschen mit heller Haut ganz besonders ungeschützt.
  • Medikamente bzw. Zusatzstoffe wie Tetracycline, Sulfonamide, Retinoids usw.
  • Hautcremes mit Fruchtsäuren
  • Alkoholkonsum

Was beim Schützen hilft: #

  • Sonnencreme wiederholt auftragen. SPF von mindestens 30 bereits vor Sonnenbaden auftragen und alle 90 Minuten wiederholen.
  • Darauf achten, dass die Creme mindestens UVA- und UVB-Strahlen blockt
  • Man wird auch braun, wenn man sich im Schatten, z.B. unterm Sonnenschirm aufhält. Bitte achte darauf, dass du möglichst nicht in der prallen Sonne einschläfst
  • Alkohol senkt die Schutzwirkung von der Haut, also möglichst kein Alkohol trinken um nicht zu verbrennen
  • Achte darauf, dass du möglichst keine Präparate oder Cremes benutzst, die zur Lichtempfindlichkeit der Haut beitragen. Sonst kann die Haut zusätzlich mit Pigmentflecken und schmerzhaften Effekten reagieren.

Nachwort #

Wie du siehst, ist ein Sonnenbrand leider nicht nur eine harmlose Urlaubserinnerung, sondern eine echte Belastungsprobe für unsere Haut – und langfristig auch für unsere Gesundheit. Auch wenn es manchmal schnell geht und die Sonne so verführerisch scheint: ein bewusster Umgang mit ihr ist kein Party-Killer, sondern Selfcare pur.

Ich hoffe, dieser kleine Ausflug in die Welt der UV-Strahlen, Hautzellen und Kindheitserinnerungen war für dich genauso spannend wie für mich. Vielleicht erinnerst du dich beim nächsten Sonnenstrahl an ein paar der Fakten – und an die Aloe Vera, bevor sie nötig wird. 😄🌞

Bleib gesund, sonnig – und gut eingecremt! Bis bald ✌️

Quellen:

  1. Guerra KC, Crane JS. Sunburn. 2023 Oct 29. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2025 Jan–. PMID: 30521258.
  2. Matsumura Y, Ananthaswamy HN. Toxic effects of ultraviolet radiation on the skin. Toxicol Appl Pharmacol. 2004 Mar 15;195(3):298-308. doi: 10.1016/j.taap.2003.08.019. PMID: 15020192.
  3. Gilchrest BA, Soter NA, Stoff JS, Mihm MC Jr. The human sunburn reaction: histologic and biochemical studies. J Am Acad Dermatol. 1981 Oct;5(4):411-22. doi: 10.1016/s0190-9622(81)70103-8. PMID: 7287956.

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