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  1. Gedankenwirbel/

Kerzenlicht und Harmonie?

·9 min

Hallo lieber Mensch,

Hast du Lust mit mir in die Welt der Kerzen einzutauchen? Vielleicht bist du neugierig, warum solche Alltagsgegenstände wie Kerzen unser Interesse geweckt haben, und warum wir uns mit den gekauften Kerzen nicht zufrieden geben. In diesem Artikel bekommst du ersten Einblick in das Thema Kerzenherstellung.

Ich liebe Kerzen! #

Und du? Ich mag das schummrige Kerzenlicht und die Entspannung, die Kerzen verbreiten. Es existieren unzählige kreative Varianten von Kerzen, die einen Raum mit stimmungsvollen Akzenten füllen. Sie variieren nach Farbe, Duft, Erscheinungsform und Rohstoffen. Die Liste ist lang! Man kann Kerzen für jeden Anlass und in den unzähligen Formen finden.

Aber weißt du, welche Kerzen relativ schwierig zu finden sind? Die sichere Kerzen. Und Hand aufs Herz: ist die Unbedenklichkeit der Kerze das Entscheidende für dich oder lässt du dich von der besonderen Erscheinung oder von dem köstlichen Aroma der Kerze verführen? Ich muss zugeben, in der Vergangenheit habe ich mir keinen großen Gedanken über die Unbedenklichkeit von Kerzen gemacht. Ich habe diese einfach vorausgesetzt.

Aber es kam wie es kommen musste, wenn man sich mit einem Thema länger beschäftigt, entlarven sich ganz viele ungemütliche Tatsachen.

Was kann an einer Kerze gefährlich sein? #

Also abgesehen davon, dass man sie nicht unbeaufsichtigt brennen lassen sollte, falls man an seinem Hab und Gut hängt. Selbstverständlich birgt eine ungeschützte Flamme ein potentielles Brandrisiko.

Eine triviale aber notwendige Einleitung: wenn wir eine gewöhnliche Wachskerze betrachten, sehen wir, dass sie üblicherweise einen Docht hat, der im Wachs steckt. Das Wachs schmilzt und verdampft beim Abbrennen, dabei werden die Inhaltsstoffe des Wachs samt allem, was da drin ist, freigesetzt. Das Licht und die Wärme werden abgegeben. Die Kerze brennt.

Und hier liegt auch der Hase im Pfeffer. Alles, was in der Kerze drin ist und nah genug am Feuer liegt, brennt mit. Das gilt natürlich nicht nur für Wachskerzen, sondern für alle Arten von Kerzen. Auch die Kerzenfarben, Duftstoffe, brennbare Deko, Dochte, Paraffine und Öle verbrennen mit. Selbst die Behälter können zu heiß werden und dabei springen oder schmelzen. Wenn bei den Inhaltsstoffen nicht klar ist, wie unbedenklich sie sind, können bei einem Brennvorgang viele giftige und unerwünschte chemische Produkte entstehen, die auf unsichtbare Art bei uns allergische Reaktionen auslösen oder sogar der Gesundheit schaden können, falls bei der Verbrennung gefährliche bzw. problematische Stoffe freigesetzt werden.

Wenn ich über unbedenklichen Kerzen rede, meine ich, unter anderen Kerzen, die aus hochwertigeren Wachsen bestehen und nicht aus einem oder mehreren unangenehm riechende “dubiosen” Rohstoffen hergestellt werden. Es gibt inzwischen viele Kerzen, z.B. aus Bienenwachs, Sojawachs oder Kokoswachs, die lange, geruchsneutral und rußfrei brennen. Auch eine Paraffinkerze kann gesundheitlich unbedenklich sein. Da wir uns aber auf umweltfreundliche und vegane Stoffe konzentrieren, fallen bei uns sowohl Paraffin- als auch Bienenwachskerzen weg.

Als mir einige Gefahren bewusst wurden, waren natürlich auch mein Interesse und meine kreative Ader geweckt. Das hat mich dazu bewegt, sichere Kerzen selber herzustellen.

Eine Kerze selber herstellen, was kann einfacher sein? #

Mit dem Gedanken habe ich mich an das Kerzengießen gemacht und bin direkt hoffnungslos gescheitert. Ziemlich schnell musste ich feststellen, dass diese Haltung nicht produktiv ist. Meine ersten Kerzen waren schmierig, brannten nicht oder wollten nicht an einem Stück aus den Gießformen heraus. Es war jedes Mal etwas anderes, was nicht in Ordnung war. Die Ergebnisse waren unvorhersehbar. Wie es sich gehört, habe ich, erst nachdem nichts funktioniert hat, angefangen, mein Wissen zu vertiefen 🤪.

Ich möchte mit dir meine Erfahrungen teilen, damit du es einfacher hast, deine eigenen Kerzen herzustellen.

Wachs #

Für meine ersten Versuche habe ich Sojawachs gewählt. Nun, gleicht nicht jedes Sojawachs dem anderen. Nach ein paar frustrierenden Versuchen mit einem günstigen Noname Sojawachs habe ich mich nach teureren, aber empfohlenem Sojawachs Herstellern umgeschaut. Das Arbeiten mit diesen Wachsen war viel angenehmer - das Verhalten vom Wachs war vorhersehbar, die Ergebnisse hatten eine gleichmäßige Farbe und brannten länger.

Aber das war nicht alles. Ich musste feststellen, dass es wichtig darauf zu achten ist, ob man ein Wachs für Kerzen in einem Behälter (Kontainerkerze) oder für Stumpen- und Stabkerze benutzt. Das ist relevant, weil bei falscher Wachsart die Stumpenkerzen schmierig und weich werden können. Bei Kontainerkerzen haftet die zweckentfremdete Wachsart nicht gut am Behälter und die Kerze sieht dann nicht schön aus. Deswegen habe ich mich am Anfang für Kontainerkerzen entschieden, mit denen ich meine ersten Erfahrungen sammeln möchte.

Docht #

Hast du dir schon mal Gedanken über einen Kerzendocht gemacht? Es gibt Dochte aus Baumwolle, aus Holz und diversen anderen Materialien. Die Dochte, die ich persönlich stilvoll finde, sind aus Holz. Allerdings brannten sie in meinen ersten Experimenten nicht gut und die Kerzen gingen nach wenigen Minuten aus. Hier muss ich noch rausfinden, was das eigentliche Problem ist. Unterschiedliches Holz hat auch unterschiedliche Brenneigenschaften. Bei manchen Exemplaren soll das Einölen vor Benutzung angeblich helfen. Damit werde ich noch ein wenig experimentieren müssen.

Außerdem muss die Dicke des Dochts zum Kerzendurchmesser passen, sonst brennt die Kerze nicht anständig oder brennt viel zu stark. Dazu muss die herausstehende Länge des Dochtes richtig sein. Mit einem zu langen Docht brennt die Kerze wie ein Tannenbaum beim Osterfeuer, bei einem zu kurzen brennt sie gar nicht.

Duftstoffe #

Die Wahl eines Duftstoffes für Kerzen finde ich wirklich schwierig. Aktuell suche ich selbst noch nach ungefährlichen, geprüften Kerzendüften, die beim Verbrennen keine schädlichen Stoffe produzieren und keine bekannten Allergene enthalten. Allergene sind große Spaßverderber und ich möchte davon möglichst wenige in meinen Kerzen haben. Leider enthalten natürliche ätherische Öle bzw. natürliche Duftstoffe von sich aus Allergene, die teilweise sehr problematisch sind. Ein Beispiel dafür ist der oft verwendete natürliche Duftstoff Linalool , der allerdings starke allergische Reaktionen bei Betroffenen hervorrufen kann. Dieser Duftstoff ist unter anderem in Zimt und Koriander enthalten.

Bei der Wahl des Duftstoffes sollte man auf das IFRA-Zertifikat achten, in dem die Inhaltsstoffe, Mengenangaben und empfohlene Konzentrationen ausführlich niedergeschrieben sind. Ein IFRA-Zertifikat schließt allerdings nicht alle Allergene aus, sondern nur die besonders problematischen, wie beispielsweise den Duftstoff Lilial (‘Butylphenyl Methylpropional’) , welcher seit dem 1. März 2022 in der EU verboten ist. Weiter bestimmen die IFRA-Prüfungen die zulässigen Konzentrationsangaben der jeweiligen Duftstoffen für unterschiedliche Verwendungsgebiete, wie Kerzen und Kosmetik.

In Deutschland existiert noch eine weitere Qualitätsprüfung, das RAL-Gütezeichen, welches ein IFRA-Zertifikat einschließt und somit noch strenger ist. Allerdings konnte ich bis jetzt keine Duftstoffe bei dem empfohlenen Lieferanten erwerben. Vermutlich ist der Verkauf bei den Produzenten nur in industriellen Mengen vorgesehen.

Abgesehen von den Inhaltsstoffen spielt der Geruch selbst eine wichtige Rolle: z.B. purer Kokosgeruch kann exotisch und verführerisch wirken, aber auch flach. Ich habe viele Stunden damit verbracht, IFRA zertifizierte und möglichst allergenfreie Duftstoffe zu finden. Aber die wenigen Duftstoffe, die ich bestellen konnte, haben mich bis jetzt nicht mit ihrem Geruch überzeugen können. Damit werde ich vorerst das Einsetzen von Duftstoffen vermeiden und mich bei Kerzen auf andere Aspekte konzentrieren. Damit werde ich vorerst das Einsetzen von Duftstoffen vermeiden und mich bei Kerzen auf andere Aspekte konzentrieren und vorerst keine Duftkerzen herstellen.

Lass dich davon nicht aufhalten, falls du deine eigenen Versuche mit interessanten Duftstoffen durchführen möchtest, tu das gerne und beachte dabei die IFRA Hinweise.

Wachsfarben #

Auch hier greife ich zu “sicheren” Farbstoffen, denn auch sie werden zusammen mit dem Wachs verbrannt und können gefährliche Stoffe produzieren, die kein Mensch freiwillig einatmen würde. Die unbedenklichen Wachsfarbstoffe konnte ich in kleinen Mengen im Internet erwerben. Es gibt RAL-anerkannte Lieferanten, die hier aufgelistet sind. An deren Marken habe ich mich orientiert.

Das RAL-Gütezeichen #

Ich habe bereits auf das RAL-Gütezeichen hingewiesen, aber was ist das eigentlich? Es handelt sich um ein wichtiges Zertifikat in Deutschland, welches sicherstellt, dass gekennzeichnete Kerzen eine hohe Qualität haben und deren Bestandteile in keinster Weise der Gesundheit schädigen, ruß- und raucharm sind und keine schadstoffbelasteten Rohstoffe, Farben oder Lacke enthalten. Das ist in meinen Augen eine gute Orientierung für sichere Kerzen.

Seitdem ich verstehe, welche versteckten Gefahren in Kerzen verborgen sein können, kaufe ich keine Kerzen ohne das RAL-Siegel mehr und zünde keine alten ungeprüften Kerzen an. Allerdings ist es gar nicht so einfach, eine schöne, paraffinfreie und sichere Kerze zu finden. Dazu steigt der Preis des Gegenstands mit edlem Aussehen und der Sicherheit. Hast du schon mal eine schlichte RAL-zertifizierte Kerze für viel Geld gesehen? Keine Seltenheit.

Warum habe ich mich weiterhin mit dem Thema beschäftigt? #

In jedem Handwerk steckt ganz viel Know-How. Zum Glück muss man viele Sachen nur einmalig am Anfang klären. Danach kann man sein Wissen immer wieder erweitern und vertiefen.

Es wäre gelogen zu behaupten mein Weg zur Kerzenherstellung wäre ein blumiger Spaziergang, der im übrigen noch nicht vorbei ist. Ich habe mehr als nur ein Mal gesagt: “Oh mein Gott, brauche ich das alles wirklich?”. Die Menge an Informationen hat mich anfangs überfordert und irgendwie fand ich es fast schon unglaubwürdig, wie viele Details diese “einfache” Sache hat. Ich habe nun auf jeden Fall mehr Respekt vor Kerzenmanufakturen.

Im Internet habe ich sehr viele unterschiedliche Anleitungen gefunden, “wie eine Kerze zu 100% gelingt”. Nur hat für mich keine Anleitung gut funktioniert. Der Trick liegt letztendlich darin, sich an den Prinzipien und Vorgaben der Rohstoffhersteller zu orientieren und eigene Erfahrungen zu sammeln.

Wie ich am Anfang geschrieben habe, liebe ich Kerzen. Je mehr ich darüber lerne, desto mehr achte ich auf wichtige Dinge, wie Schadstofffreiheit.

Davon abgesehen, schrecken mich die frechen Preise für schlichte Kerzen ab. Ohne Zweifel haben gute und zertifizierte Produkte ihren Wert, dennoch kommen mir manche Preise übertrieben vor, zumindest wenn man an die Wachs- bzw. Dochtpreise denkt. Die Rohstoffe alleine können einen Preis im soliden zweistelligen Bereich bei einer schlichten Kerze für mich nicht rechtfertigen.

Zusätzlich, habe ich mir ein weiteres Ziel gesetzt:

Ein Geschenk für einen Kollegen #

Damit ich für meine Experimente mehr Motivation und ein Ziel habe, habe ich mir vorgenommen, eine schöne, vegane und sichere Kerze für einen Arbeitskollegen zu gießen, der leider bald unser Team verlässt.

Wie bereits beschrieben, habe ich viele Experimente durchgeführt und viel Erfahrung gesammelt, um diese recht schlichte Kerze zufriedenstellend gießen zu können. Hierbei ging es mir nicht nur um die Herstellungstechniken, sondern insbesondere darum, eine gesundheitlich unbedenklich Kerze herzustellen. Natürlich habe ich die Kerze am Ende nicht zertifizieren lassen, aber da ich ein gutes und hochwertiges Wachs und einen Baumwolldocht verwendet habe, kann ich diese Kerze mit einem guten Gewissen verschenken.

Wenn du lesen möchtest, wie ich meine erste Kerze zum Verschenken hergestellt habe, schau in den Artikel rein, in dem ich das Herstellungsverfahren dazu beschreibe.

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